Daniel, Jahrgang 1991,
Student der Psychologie*
„Die DDR kenne ich eigentlich nur vom „Hörensagen“, denn als ich in Grimma geboren wurde, war Deutschland schon offiziell „vereint“. Als Kind habe ich nicht wirklich etwas von der Wirklichkeit der DDR gespürt oder erfahren. Meine Eltern waren Akademiker und hatten es auch nach der Wende geschafft, sich so gut es ging, in den neuen Verhältnissen einzurichten. Es gibt also bei mir keine aktive „DDR-Erinnerung“ und weder zu Hause noch in der Schule war die DDR-Vergangenheit ein großes Thema. Wahrscheinlich waren alle zu sehr damit beschäftigt, nach vorne zu schauen und konnten noch keine Vergangenheit betrachten, die erst ein paar Jahre zurück lag.
Ich bin dann zum Studium der Psychologie etwas unbedarft nach München – das war eine große Chance für mein Wunschstudium in einer Stadt, in der ich vorher praktisch nie gewesen bin. Tolle Stadt, aber angekommen bin ich dort nie. Und superteuer war es auch. Alles war weltoffen, aber ich blieb einer der zugegebenermaßen vielen „Ossis“, die zum Studieren gekommen waren, als hätte ich es auf die Stirn tätowiert.
Als ich nach 3 Semestern die Chance auf einen Wechsel nach Leipzig bekam, habe ich mein „West-Abenteuer“ beendet und bin mit „fliegenden Fahnen“ zurück, stehe nun kurz vor meinem Abschluss und werde, wenn alles wie geplant läuft, anschließend in der Personalentwicklungsabteilung einer großen Bank arbeiten.
Als ich von OSTZIGARTIG ® gehört habe, wollte ich dahinterkommen, woher mein Verwurzelungsgefühl im Osten kommt und wovon ich immer schon glaubte, es sei mehr als bloße Heimatverbundenheit oder „Heimweh“. Ich kann das mittlerweile besser einordnen. In Leipzig habe ich jetzt wieder, was ich persönlich in München vermisst habe. Ich war sofort wieder eingebettet und angenommen, hatte fast automatisch eine Lerngruppe und ein funktionierendes Miteinander in meiner WG.
Ich empfinde die Menschen hier realistischer, unverdorbener, pragmatischer, bodenständiger und dennoch offen, fortschrittlich und ... ja, cool. Dadurch ist mir meine eigene kulturelle Identität viel klarer geworden, die Herkunft prägt einen halt doch deutlicher, als man denkt.“
* Wir danken unseren Klienten für die Freigabe ihrer persönlichen Geschichte. Namen und Bilder wurden zum Schutz ihrer Identität verändert.